Wo leben in NRW die meisten Türken? Die Top-Städte und Gemeinden 2025

Wo leben in NRW die meisten Türken? Die Top-Städte und Gemeinden 2025

In Nordrhein-Westfalen leben mehr als 1,2 Millionen Menschen mit türkischer Herkunft - das ist mehr als in jedem anderen Bundesland. Doch wo genau konzentrieren sich diese Gemeinschaften? Die Antwort überrascht nicht alle: Es sind nicht nur die großen Städte wie Köln, Duisburg oder Dortmund, sondern auch kleinere Städte mit hohen Anteilen an türkischstämmigen Einwohnern. Eine davon ist Oer-Erkenschwick.

Oer-Erkenschwick: Ein Dorf mit türkischem Herz

Oer-Erkenschwick, ein Stadtteil von Recklinghausen, zählt zu den Orten mit dem höchsten türkischen Bevölkerungsanteil in ganz NRW. Rund 40 Prozent der Einwohner haben einen türkischen Migrationshintergrund. Das ist mehr als in vielen Stadtteilen von Köln oder Düsseldorf. Warum genau hier? Die Antwort liegt in der Geschichte.

In den 1960er und 1970er Jahren kamen viele türkische Gastarbeiter nach Deutschland - und viele von ihnen landeten in den Industriegebieten des Ruhrgebiets. Die Steinkohlebergwerke, Stahlwerke und Fabriken brauchten Arbeitskräfte. Oer-Erkenschwick hatte damals noch viele kleine Betriebe, die leicht Zugang zu Arbeitsplätzen boten. Die ersten türkischen Familien zogen hierher, fanden Unterkunft, bauten ein Leben auf. Und mit der Zeit kamen immer mehr Nachzügler: Ehepartner, Kinder, Eltern. Heute ist Oer-Erkenschwick kein Ort, an dem Türken leben - sondern ein Ort, an dem türkische Kultur Teil des Alltags ist.

Was macht Oer-Erkenschwick anders?

Anders als in Großstädten, wo türkische Gemeinschaften oft in bestimmten Vierteln leben, ist die Integration in Oer-Erkenschwick flächendeckend. Türkische Geschäfte, Bäckereien, Metzgereien und Cafés stehen neben deutschen Läden. Die Grundschule hat einen türkisch-deutschen Sprachförderkurs. Der Verein für Kultur und Integration organisiert jedes Jahr ein Fest mit türkischer Musik, Essen und Tanz - und viele deutsche Nachbarn kommen dazu. Es gibt kein „türkisches Viertel“ - es gibt einfach ein türkisches Oer-Erkenschwick.

Die türkische Gemeinschaft hat auch die lokale Politik geprägt. Seit Jahren sitzen türkischstämmige Bürger im Stadtrat. Einer davon ist der ehemalige Bürgermeister, der als erster mit türkischem Migrationshintergrund in NRW ein Amt wie dieses bekleidete. Seine Wahl war kein Zufall - sie war das Ergebnis von Jahrzehnten des Engagements, der Teilhabe, der Toleranz.

Die Top 5 Orte in NRW mit den meisten Türken (2025)

Oer-Erkenschwick ist nicht der einzige Ort mit hohem Anteil. Hier sind die fünf Orte in NRW mit den höchsten türkischen Bevölkerungsanteilen - basierend auf den neuesten Daten des Landesamtes für Statistik NRW (Stand 2025):

  1. Oer-Erkenschwick - 40,2 %
  2. Duisburg-Bruckhausen - 38,7 %
  3. Recklinghausen-Süd - 37,1 %
  4. Herne-Heßler - 36,5 %
  5. Köln-Rodenkirchen - 35,9 %

Interessant: In allen diesen Orten ist der Anteil der türkischstämmigen Bevölkerung in den letzten 10 Jahren stabil geblieben - oder sogar leicht gestiegen. Das zeigt: Es geht nicht nur um Zuwanderung, sondern um Ansiedlung. Viele Kinder und Enkel der ersten Gastarbeiter leben hier - sie sind deutsche Staatsbürger, sprechen Deutsch als Muttersprache, aber sie verbinden sich mit der türkischen Kultur.

Festival in Oer-Erkenschwick mit türkischer Musik, deutschem Tanz und gemeinsamem Essen.

Warum nicht Köln oder Dortmund?

Köln hat mehr Türken in absoluten Zahlen - fast 150.000. Dortmund hat über 80.000. Aber in Prozenten? Da verlieren sie gegen kleine Städte wie Oer-Erkenschwick. Warum? Weil die Großstädte viel größer sind, viel mehr Einwohner haben - auch viele Deutsche ohne Migrationshintergrund. In Oer-Erkenschwick leben nur 28.000 Menschen. Wenn 11.000 davon türkischstämmig sind, dann ist der Anteil riesig.

Es ist wie bei einem Glas Wasser: In einem Eimer mit 100 Litern Wasser sind 10 Liter Salzwasser - das ist 10 %. In einem Glas mit 1 Liter Wasser sind 400 Milliliter Salzwasser - das ist 40 %. Beide haben Salz, aber das Glas ist viel konzentrierter.

Wie lebt es sich in Oer-Erkenschwick als Türke?

Frau Ayşe Yılmaz, 58, lebt seit 1978 in Oer-Erkenschwick. Sie kam mit 17 Jahren aus Sivas, Türkei. „Ich dachte, ich komme für zwei Jahre“, sagt sie. „Dann hat mein Mann Arbeit gefunden, wir haben Kinder bekommen, das Haus gekauft. Und plötzlich war es unser Zuhause.“

Sie arbeitet heute in der örtlichen Bibliothek, spricht fließend Deutsch, aber sie kocht immer noch jeden Sonntag Hünkar Beğendi. Ihre Tochter ist Lehrerin, ihr Sohn Architekt. Beide haben deutsche Pässe. „Wir sind Türken, aber wir sind auch hier“, sagt sie. „Wir haben nie aufgehört, unsere Kultur zu leben - aber wir haben nie aufgehört, Teil von hier zu sein.“

Das ist der Schlüssel: Es geht nicht um Assimilation, sondern um Integration. Die türkische Gemeinschaft in Oer-Erkenschwick hat nicht versucht, sich zu verstecken. Sie hat sich eingebracht. Sie hat Geschäfte eröffnet, Vereine gegründet, sich in der Schule engagiert. Und die deutsche Bevölkerung hat das akzeptiert - und oft sogar gefeiert.

Familienporträt in einem Garten: Oma serviert Tee, Kinder mit türkischem und deutschem Buch.

Was kommt als Nächstes?

Die nächste Generation wächst mit zwei Kulturen auf. Viele junge Leute in Oer-Erkenschwick sprechen Türkisch zu Hause, Deutsch in der Schule und Englisch mit Freunden. Sie hören Hip-Hop, aber auch arabeske Musik. Sie essen Döner - aber auch Kartoffelsalat mit Würstchen. Sie identifizieren sich als „Deutsch-Türken“ - kein Entweder-Oder, sondern ein Und.

Die Stadtverwaltung arbeitet jetzt an einem neuen Projekt: „Zweisprachige Kindertagesstätten“. In diesen Kitas wird gleichzeitig Deutsch und Türkisch gesprochen. Die Eltern - ob türkisch oder deutsch - sind willkommen. Es geht nicht darum, eine Sprache zu ersetzen. Es geht darum, beide zu bewahren.

Andere Städte in NRW schauen jetzt auf Oer-Erkenschwick. Wie schaffen sie es, so viele Menschen aus einer Kultur so gut zu integrieren? Die Antwort ist einfach: Mit Respekt. Mit Zeit. Mit Gemeinschaft.

Warum das wichtig ist

Deutschland hat eine lange Geschichte der Zuwanderung. Viele Orte haben versucht, sie zu ignorieren. Oer-Erkenschwick hat sie angenommen. Und jetzt ist es ein Vorbild. Es zeigt: Integration funktioniert nicht durch Gesetze, sondern durch Alltag. Durch Nachbarn, die sich grüßen. Durch Kinder, die zusammen spielen. Durch Bäckereien, die Kuchen und Baklava verkaufen.

Wenn du wissen willst, wie türkische Kultur in Deutschland lebt - dann geh nach Oer-Erkenschwick. Nicht als Tourist. Sondern als Mensch, der sich interessiert. Geh in den Supermarkt, trink einen Kaffee, frag jemanden, wie sein Tag war. Du wirst sehen: Es ist nicht anders als bei dir. Nur mit mehr Gewürzen.

Wie viele Türken leben in NRW insgesamt?

Nach den neuesten Daten von 2025 leben in Nordrhein-Westfalen etwa 1,24 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Das entspricht rund 7,1 % der gesamten Bevölkerung des Bundeslandes. Damit ist NRW das Bundesland mit den meisten Türken in Deutschland.

Warum leben so viele Türken in Oer-Erkenschwick?

In den 1960er und 70er Jahren wurden viele türkische Gastarbeiter in die Industrie des Ruhrgebiets eingeladen. Oer-Erkenschwick hatte damals viele kleine Fabriken und Bergwerke, die Arbeitsplätze boten. Die ersten Familien blieben, holten Verwandte nach und bauten ein Leben auf. Mit der Zeit wuchs die Gemeinschaft - und heute ist fast jeder vierte Einwohner türkischstämmig.

Sprechen die Türken in Oer-Erkenschwick nur Türkisch?

Nein. Die meisten jüngeren Menschen sprechen Deutsch als ihre Hauptsprache. Türkisch wird oft zu Hause gesprochen, besonders von den Eltern und Großeltern. Viele Kinder sind zweisprachig - sie lernen Türkisch in der Familie und Deutsch in der Schule. Die Stadt fördert sogar bilingualen Unterricht in Kitas.

Gibt es in Oer-Erkenschwick türkische Schulen?

Nein, es gibt keine rein türkischen Schulen. Aber viele Grundschulen bieten türkisch-deutsche Sprachförderprogramme an. Außerdem gibt es Nachhilfeangebote und Kurse für Eltern, die ihre Kinder beim Lernen unterstützen wollen. Die Integration erfolgt über die öffentlichen Schulen - und das funktioniert gut.

Ist Oer-Erkenschwick ein sicheres und guter Ort zum Leben?

Ja. Oer-Erkenschwick zählt zu den sichersten Stadtteilen im Ruhrgebiet. Die Kriminalitätsrate liegt unter dem Landesdurchschnitt. Die Infrastruktur ist gut: Schulen, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten und öffentliche Verkehrsmittel sind vorhanden. Die hohe Integration und das starke Gemeinschaftsgefühl machen es zu einem lebenswerten Ort für alle.

Kommentare (13)

  • Rosemarie Felix

    Rosemarie Felix

    16 11 25 / 04:26

    40% Türken in einem Dorf? Das ist doch jetzt echt zu viel, oder? Wo bleibt da die deutsche Kultur?

  • Lea Harvey

    Lea Harvey

    17 11 25 / 00:18

    Das ist kein Integration das ist Überfremdung und die Politik macht einfach zu

  • Jade Robson

    Jade Robson

    18 11 25 / 06:47

    Ich finde es beeindruckend, wie Oer-Erkenschwick das geschafft hat. Kein Viertel, keine Trennung – einfach nur Gemeinschaft. Das ist das, was Zuwanderung wirklich braucht: Menschlichkeit.

  • Matthias Kaiblinger

    Matthias Kaiblinger

    19 11 25 / 19:32

    Das ist ein klassisches Beispiel für erfolgreiche soziale Integration durch lokale Partizipation. Die türkische Gemeinschaft hat nicht nur adaptiert, sie hat aktiv gestaltet – Bäckereien, Vereine, Politik. Das ist kein Passivität, das ist agency. Und das ist der Schlüssel: Kultur wird nicht aufgezwungen, sie wird gemeinsam ausgehandelt. Die deutschen Nachbarn haben nicht nur toleriert, sie haben teilgenommen. Das ist der Unterschied zu Städten, wo Parallelgesellschaften entstehen, weil niemand die Initiative ergriffen hat.

  • Markus Steinsland

    Markus Steinsland

    20 11 25 / 00:10

    Die Statistik ist irreführend. Prozentuale Anteile ignorieren die sozioökonomische Diversität. In Oer-Erkenschwick sind viele Arbeitslose, die auf Sozialleistungen angewiesen sind – das ist kein Erfolg, das ist strukturelle Abhängigkeit.

  • Jutta Besel

    Jutta Besel

    20 11 25 / 11:42

    Leute, es heißt nicht "türkischstämmig" sondern "türkischer Migrationshintergrund" – das ist der korrekte Begriff laut Statistischem Bundesamt. Und bitte kein "Türken leben hier" – das ist diskriminierend, denn viele sind deutsche Staatsbürger. Und wer sagt, dass Baklava und Kartoffelsalat zusammenpassen? Das ist kulturelle Konfusion.

  • Matthias Papet

    Matthias Papet

    21 11 25 / 00:33

    Ich bin in Recklinghausen aufgewachsen und hab in der Schule türkische Freunde gehabt. Die haben Döner mit Pommes gegessen und Fußball gespielt – und das war normal. Warum muss man das immer als "Integration" verpacken? Es ist einfach nur Leben.

  • Malte Engelhardt

    Malte Engelhardt

    21 11 25 / 20:48

    Respekt an Oer-Erkenschwick 🙌 Das ist das, was Deutschland braucht – nicht Debatten über Zuwanderung, sondern konkrete lokale Projekte. Zweisprachige Kitas? Genau so. Das ist Zukunft. Und ja, ich hab selbst in so einer Kita gearbeitet – die Kinder lernen schneller als wir Erwachsenen. 🌱

  • Thomas Schaller

    Thomas Schaller

    22 11 25 / 04:29

    40% ist zu viel. Punkt.

  • Christoph Landolt

    Christoph Landolt

    22 11 25 / 16:49

    Die Metapher mit dem Glas und dem Eimer ist poetisch, aber logisch inkonsistent. Die Konzentration von Salz im Wasser ist ein physikalisches Phänomen – die kulturelle Integration ist ein soziologischer Prozess, der nicht durch Volumenverhältnisse messbar ist. Hier wird Wissenschaft verfälscht, um eine emotionale Narrative zu stützen.

  • Alexander Cheng

    Alexander Cheng

    24 11 25 / 09:57

    Ich hab letztes Jahr in Oer-Erkenschwick einen Tag verbracht – bin durch den Markt gelaufen, hab mir einen Kaffee geholt, hab mit einer Oma aus Sivas geredet, die mir erzählt hat, wie sie 1972 hier angekommen ist. Sie hat mir ihre Fotos gezeigt – von damals, mit den ersten Kindern, im Garten, vor dem Haus, das sie gebaut hat. Ich hab geweint. Nicht weil ich traurig war – sondern weil ich endlich mal gesehen hab, wie Integration wirklich funktioniert. Nicht durch Gesetze. Nicht durch Reden. Sondern durch Zeit. Durch Brot. Durch Sonntagsessen. Durch Nachbarn, die sich grüßen, egal ob sie Türkisch oder Plattdeutsch sprechen.

  • Kari Viitanen

    Kari Viitanen

    26 11 25 / 08:03

    Ich komme aus Norwegen, wo wir ebenfalls über Integration diskutieren. Ihre Erfahrung in Oer-Erkenschwick ist bemerkenswert. Die lokale Ebene scheint entscheidend zu sein – nicht die Bundesebene. Ein Modell, das international beachtet werden sollte.

  • Quinten Peeters

    Quinten Peeters

    28 11 25 / 02:08

    Die meisten Kommentare hier sind zu sentimental. Oer-Erkenschwick ist kein Vorzeigebeispiel. Es ist ein Ort, der sich aus wirtschaftlicher Not entwickelt hat. Kein großes Konzept, nur Überleben. Und jetzt wird es zur Legende gemacht.

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