Wenn du einen Grundschüler in Nordrhein-Westfalen hast oder selbst Lehrer bist, kennst du die Frage: Mit welcher Schrift geht's in den ersten Klassen eigentlich los? Bis vor rund zehn Jahren war die Welt noch recht eindeutig – da stand die Schulausgangsschrift (SAS) praktisch überall auf dem Lehrplan. Seitdem hat sich einiges getan. Einen einheitlichen Standard wie früher gibt es so gar nicht mehr. Viele Schulen setzen jetzt auf die sogenannte Grundschrift. Die Grundschrift ähnelt stark der Druckschrift, wie sie Kinder meist im Kindergarten bereits kennengelernt haben. Der Pfeil bei der Sache: Die Kinder lernen erst die Buchstaben in Druckform und werden ermutigt, ihren eigenen Schwung in die Schreibbewegungen einzubauen. Ein bisschen wie ein Kompromiss zwischen hübscher Schreibschrift und klarer, gut zu lesender Druckschrift. Aber – und hier wird’s wirklich spannend – es bleibt in NRW den Schulen oft selbst überlassen, mit welcher Schriftart sie arbeiten. Deshalb begegnet man immer noch Schulen, die die SAS oder sogar die Lateinische Ausgangsschrift (LAS) nutzen. Die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ (VA) sieht man heute kaum noch. Eltern wundern sich, dass die Schrift ihres Kindes ganz anders aussieht als ihre eigene damals. Das sorgt nicht selten für Diskussionen am Küchentisch.
Die Grundschrift NRW ist keine verschnörkelte Schreibschrift, sondern eine klar strukturierte Druckschrift-Version, die von der Kultusministerkonferenz bisher noch nicht bundesweit vorgegeben wurde. Ihr Vorteil: Sie unterliegt keinen strengen Schwungregeln. Statt buchstabengenau vorgegebener Verbindungen, wie früher in der SAS üblich, dürfen Kinder experimentieren. Wenn du dich fragst, warum Lehrer so oft von „Motorik“, „Individuellem Schwung“ und „Handbewegung“ sprechen: Genau darum geht’s. Kinder profitieren davon, wenn sie Buchstaben nicht nach Schema F abmalen, sondern frei und lesbar zu Papier bringen. Das fördert das Selbstbewusstsein und beugt Frust vor, besonders bei Kindern mit motorischen Unsicherheiten. Fun Fact: In den Schuljahren 2022/2023 nutzten laut einer repräsentativen Befragung des Grundschulverbands NRW bereits über 80 Prozent der Grundschulen in NRW die Grundschrift als Startschrift. Für viele Erstklässler bleibt das die einzige Schriftart, die sie schriftlich beherrschen – und das reicht im Alltag meist völlig aus. Die Zeiten, in denen „alte Männer“ krakelige Schreibschrift rezensierten, sind also Geschichte. Eine Studie der Universität Bielefeld zeigte, dass sich die Lesbarkeit bei Grundschrift-Anwendern tatsächlich verbessert hat. Dennoch empfinden einige Eltern die Schrift noch immer als zu „kindlich“.
Die Schulausgangsschrift (SAS) gehörte Jahrzehnte zum Standard. Ihre Buchstaben kommen ziemlich geschwungen daher und sehen für viele Erwachsene nach „richtiger“ Schreibschrift aus. Die Kinder müssen die Verbindung der Buchstaben üben – das braucht Koordination und Ausdauer. Aber: Das war, laut einer Empfehlung des Ministeriums in NRW aus dem Jahr 2011, gar nicht mehr verpflichtend. Schulen dürfen die SAS zwar noch nutzen, sie müssen es aber nicht. Die Entscheidung bleibt oft dem Schulteam oder sogar einzelnen Lehrern überlassen. Dann gibt’s noch die Lateinische Ausgangsschrift (LAS) und die „Vereinfachte Ausgangsschrift“ (VA), die aber beide nur sehr selten gelehrt werden. Zuletzt stand die Grundschrift überall im Fokus, weil sie den Schreiblernprozess entstresst. Die Kinder dürfen Buchstaben so verbinden, wie sie es für sinnvoll halten. Manchmal sieht das wild aus – aber hey: Hauptsache, es ist lesbar! Ein Vergleich: Während bei der SAS und LAS jeder Buchstabe fast zwanghaft „angehängt“ werden muss, können Grundschüler bei der Grundschrift beliebig verbinden. Eltern, die den Unterschied wirklich sehen wollen, sollten sich Musterbuchstaben online anschauen. Als Kontrast legen viele Lehrer gerne mal einen Vergleichsbogen mit SAS, LAS und Grundschrift nebeneinander. Auffällig: Die Grundschrift wirkt am modernsten, die Ausgangsschriften eher traditionell – wie Omas Liebesbriefe oder historische Dokumente.
Kaum einer redet ehrlich darüber, wie Eltern ihre Kinder beim Lernen der Handschrift wirklich unterstützen können. Klar, Arbeitsblätter und ordentliches Sitzen helfen, aber das ist nicht das ganze Geheimnis. Die Sache beginnt bei der richtigen Haltung: Der Stift sollte zwischen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger gehalten werden, Arm und Schulter locker bleiben. Wer verkrampft, hält nicht durch – kennen wir aus eigener Erfahrung. Viele Grundschullehrer empfehlen, zwischendurch mit Wachsmalkreiden auf Packpapier zu malen, um die Handmuskulatur zu kräftigen. Noch ein wichiger Tipp: Wer in NRW die Grundschrift lernt, hat mehr Freiheiten beim Verknüpfen. Es schadet nicht, wenn Eltern ab und zu einfach mitspielen und ihr Kind eigene Verbindungen ausprobieren lassen. Weg vom Drang zur Perfektion! Fehler gehören dazu. Elternschreck Nummer eins: die Handschrift für Hausaufgaben kritisieren. Was Kindern hilft: echte Anerkennung für deutlich lesbare Buchstaben, Lob für jeden Buchstaben, den sie sicher geschrieben haben, und gemeinsam Comics oder eigene Rezepte abmalen. Erfahrungsgemäß kann das regelmäßige Schreiben einer Einkaufsliste auf Papier Wunder bewirken. Wusstest du, dass Kinder von Eltern, die selber häufig handschriftlich schreiben, deutlich seltener Schwierigkeiten mit der eigenen Handschrift haben? Studien aus Münster zeigen: Schreiben ist nicht nur Kopfsache, sondern entwickelt sich gemeinsam mit dem Vorbild. Und: Nicht zu früh radieren! Fehler einfach mal stehen lassen bringt mehr Gelassenheit und Selbstbewusstsein.
Was sich hartnäckig hält, sind die vielen Gerüchte und Unsicherheiten. Eine häufige Frage: "Muss mein Kind heute überhaupt noch Schreibschrift lernen?" Die simple Antwort: Nein, nicht zwingend. Wenn die Schule auf Grundschrift setzt, bleibt die bei den meisten Schülern die einzige Schrift. Einzelne Schulen, gerade in katholischer Trägerschaft oder mit stark traditionsbewusster Elternschaft, halten aber manchmal noch an der SAS fest. Nächste Unsicherheit: "Schreiben die Kinder irgendwann wieder so schön verbunden wie wir früher?" Je nach Schule – meistens nicht. Die Verbindung von Buchstaben wird heute als optional gesehen, solange die Handschrift lesbar ist. Schwächelt die Motorik? Kein Drama! Viele Schulen setzen gezielt Bewegungseinheiten oder spezielle Schreibprogramme ein. Und digitale Geräte, wie Tablets, ergänzen den Handschrifterwerb. Fun Fact: Etwa 60% der Grundschulen in NRW nutzen Tablets regelmäßig im Unterricht, aber klassisches Schreiben auf Papier bleibt mindestens bis Klasse 4 Standard. Eltern sollten aber wissen: Es gibt keinen landeseinheitlichen Zwang zu einer Schriftart mehr. Also locker bleiben, wenn beim Elternabend die Musterbuchstaben wieder anders aussehen als erwartet.
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