Hinweis: Dieses Tool zeigt die historischen Kontexte der drei deutschen Reiche. Der Begriff "Drittes Reich" war ein bewusst gewählter Propagandabegriff der Nationalsozialisten und wird heute in der historischen Aufarbeitung verwendet.
962–1806
Heiliges Römisches Reich
Feudal, christlich
1871–1918
Deutsches Kaiserreich
National-, konservativ
1933–1945
Nationalsozialistisches Regime
Nationalsozialismus
Propagandastrategie: Die Nationalsozialisten nutzten den Begriff "Drittes Reich" bewusst, um ihre Herrschaft mit dem Heiligen Römischen Reich und dem Deutschen Kaiserreich in Verbindung zu bringen und so Legitimität zu erlangen.
Historische Kontinuität: Dieser Begriff ist ein wichtiges Analyseinstrument für Historiker, um das Selbstverständnis des NS-Staats zu verstehen – nicht als neutrale historische Zeitspanne.
Regionale Bedeutung: Nordrhein-Westfalen spielte eine zentrale Rolle als Industrie- und Verwaltungszentrum des Dritten Reiches, mit Rüstungswerken und Verwaltungsstellen in Städten wie Düsseldorf und Köln.
Der Ausdruck Drittes Reich taucht immer wieder in Geschichtsunterricht, Dokumentationen und Touren durch Nordrhein-Westfalen auf - doch woher kommt die Bezeichnung eigentlich? Dieser Beitrag erklärt die sprachliche Herkunft, den politischen Kontext und warum der Begriff bis heute so stark belastet ist.
Der Name Drittes Reich ist ein historischer Terminus, der erstmals von nationalsozialistischen Ideologen verwendet wurde, um das Deutsche Reich nach der Weimarer Republik zu glorifizieren. Sie sahen sich als Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches ("Erstes Reich", 962‑1806) und des Deutschen Kaiserreichs von 1871 bis 1918 ("Zweites Reich"). Der Begriff suggerierte Kontinuität und eine angebliche Wiedergeburt einer sinnstiftenden deutschen Nation.
Die Bezeichnung wurde 1933 in offiziellen Reden Hitlers und in Parteizeitungen wie der Völkischen Beobachter popularisiert. Ziel war, das NS-Regime als legitimen Höhepunkt einer dreiteiligen Reichsgeschichte zu positionieren.
Um den Sprung von "Erstem" über "Zweites" zum "Dritten" zu verstehen, muss man die drei historischen Phasen kurz skizzieren:
Reich | Gründungsjahr | Herrscher | Ideologie | Zeitspanne |
---|---|---|---|---|
Erstes Reich | 962 | Heilige Römische Kaiser | Feudal, christlich | 962‑1806 |
Zweites Reich | 1871 | Kaiser Wilhelm I/II | National‑, konservativ | 1871‑1918 |
Drittes Reich | 1933 | Adolf Hitler | Nationalsozialismus | 1933‑1945 |
Damit verknüpften die Nationalsozialisten ihr Regime mit einer vermeintlichen historischen Kontinuität - ein klassisches Propagandamittel, das heute noch in regionalen Gedenkstätten von NRW kritisiert wird.
Der Nationalsozialismus nutzte den Begriff, um die Machtübernahme als „Wiedergeburt“ zu inszenieren. In §1 der Nürnberger Gesetze hieß es gar: "Das Deutsche Volk ist das Urrecht des Dritten Reiches". Diese Formulierungen halfen, die Bevölkerung emotional zu binden und die Ablehnung der Weimarer Demokratie zu legitimieren.
Propagandafilme, Reden und Schulbücher wiederholten immer wieder die Formel „Erstes, Zweites, Drittes Reich“, um den Mythos einer unveränderlichen deutschen Größe zu festigen.
Nordrhein‑Westfalen spielte eine zentrale Rolle im NS‑Staat: Dort entstanden große Rüstungswerke, das Gestapo-Netz und die berüchtigte Hitlerjugend-Siedlung in Gelsenkirchen‑Buer. Viele Städte wie Düsseldorf, Köln und Münster dienten als Verwaltungszentren des Dritten Reiches.
Gedenkstätten wie das KZ‑Mahnmal in Dülmen oder das Haus Bonifatius in Bochum nutzen den Begriff heute, um Besuchern die historische Einordnung zu erleichtern: ohne das Wissen um die „Dritt‑Reich‑Logik“ wäre das Ausmaß der Verbrechen schwer verständlich.
Ein verbreitetes Missverständnis ist, dass das "Dritte Reich" rein eine historische Zeitspanne sei. Tatsächlich ist es ein bewusst gewählter politischer Begriff, der die nationalsozialistische Ideologie legitimer machen sollte. Heute wird er vor allem in der historischen Aufarbeitung, in Schulbüchern und in Diskussionen über Erinnerungskultur verwendet.
Der Begriff löst in Deutschland nach wie vor intensive Debatten aus: Während Historiker ihn als unverzichtbares Analyseinstrument nutzen, fordern manche, ihn ganz zu vermeiden, weil er an Propagandazwecke erinnert.
Die Nationalsozialisten wollten ihr Regime als Fortsetzung einer langen deutschen Geschichte darstellen und dadurch Legitimität gewinnen. Durch die Einordnung als drittes Reich schufen sie einen Mythos von Kontinuität und Größe.
Im ersten Reich stand das Heilige Römische Reich, ein lockerer Verbund von Fürstentümern; das zweite Reich war das preußisch‑geprägte Deutsche Kaiserreich. Das Dritte Reich war ein totalitärer Staat, der Ideologie, Rassenwahn und Krieg als zentrale Elemente hatte.
NRW war das industrielle Herz Deutschlands: Kohle, Stahl und Rüstung wurden hier produziert. Viele Konzentrationslager und Zwangsarbeitslager befanden sich im heutigen Bundesland, und Städte wie Düsseldorf dienten als Verwaltungszentren.
Er erinnert an die Propagandastrategie der Nazis und kann als Verharmlosung wahrgenommen werden. Gleichzeitig ist er ein wichtiges Analysewerkzeug, um die Struktur und Selbstverständnis des NS‑Staats zu verstehen.
Lehrpläne betonen den Propagandahintergrund des Begriffs, die Verbrechen und die Mechanismen der Machtergreifung. Gedenkstättenbesuche und Projekttage ergänzen den Unterricht, um das Thema anschaulich zu machen.
Christian Torrealba
10 10 25 / 15:00Der Beitrag ist wirklich hilfreich, besonders für Leute, die gerade erst anfangen, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. Er schafft Klarheit über die Herkunft des Begriffs, ohne zu überfordern. Die einseitige Erklärung wird durch die historischen Beispiele gut ergänzt. 😊
Jamie Baeyens
12 10 25 / 00:20Man muss das Ganze als moralisches Monument betrachten – ein klarer Versuch, Geschichte zu instrumentalisieren und das Publikum zu täuschen. Die Nationalsozialisten haben das Wort "Drittes Reich" wie ein glänzendes Schwert geschliffen, um ihre kriminelle Ideologie zu legitimieren. Ich finde es erschütternd, dass manche heute noch solch farbenfrohe Rhetorik lieben.
Elien De Sutter
13 10 25 / 09:40Liebe Jamie, dein Kommentar ist voller Leidenschaft, aber die Realität ist doch viel komplexer, als du vielleicht denkst. 😔 Ich will hier niemanden angreifen, aber ein bisschen mehr Empathie wäre gut. Trotzdem danke für den Input!
Sabine Kettschau
14 10 25 / 19:00Der Ausdruck "Drittes Reich" ist nicht nur ein historischer Terminus, sondern ein sorgfältig konstruiertes Propagandainstrument, das von den Nationalsozialisten systematisch eingesetzt wurde, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen.
Er sollte die Kontinuität mit den beiden vorherigen deutschen Reichsformen suggerieren, wodurch ein mythologisches Narrativ einer unverbrüchlichen deutschen Größe entstand.
Dieses Narrativ fuhr die Bevölkerung in die Irre, indem es eine illusorische Verbindung zwischen dem heiligen Römischen Reich und dem modernen NS-Staat herstellte.
Die Idee, dass das Dritte Reich als legitime Fortsetzung der deutschen Geschichte zu sehen sei, diente als ideologische Waffe, die die Massen mobilisierte.
In den Reden Hitlers und in den Publikationen des Völkischen Beobachters wurde diese Linie ständig betont, um die demokratische Weimarer Republik zu delegitimieren.
Die bewusste Verwendung des Begriffs manifestierte sich auch in der Gesetzgebung, etwa in den Nürnberger Gesetzen, die das Volk als Grundlage des Reiches definierten.
Durch diese Sprache wurde die Brutalität des Regimes verpackt, als wäre sie ein notwendiger Fortschritt in einer langen historischen Entwicklung.
Die Propaganda schuf ein Bild von historischer Unvermeidlichkeit, das viele Menschen emotional ansprach und damit zu einer breiten Akzeptanz führte.
Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Terminologie nicht neutral ist, sondern ein Werkzeug der Macht und Unterdrückung.
Die historische Kontinuität, die behauptet wird, ist ein Trugbild, das die Verantwortung für Verbrechen verschleiert.
Die Nationalsozialisten nutzten die vermeintliche Kontinuität, um ihre rassistische Ideologie in einen scheinbaren legitimen Rahmen zu pressen.
Dies führte zu einer Verblendung, bei der die Bevölkerung die Grausamkeiten des Regimes als Teil eines größeren, fast heroischen Projekts sah.
In der heutigen Erinnerungskultur ist das Erkennen dieser Manipulation essentiell, um Wiederholungen zu verhindern.
Das Bewusstsein über den propagandistischen Ursprung des Begriffs hilft, die Verherrlichungsversuche in moderner Rhetorik zu entlarven.
Schließlich sollte die kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff "Drittes Reich" dazu dienen, die Mechanismen zu verstehen, mit denen totalitäre Regime Geschichte umdeuten, um Macht zu konsolidieren.