Wo in NRW wohnen die wenigsten Ausländer? Die Antwort aus Oer-Erkenschwick

Wo in NRW wohnen die wenigsten Ausländer? Die Antwort aus Oer-Erkenschwick

In Nordrhein-Westfalen lebt fast jeder fünfte Mensch mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Das klingt nach einer Stadt wie Köln, Düsseldorf oder Dortmund - doch die Wahrheit ist anders. Die wenigsten Ausländer wohnen nicht in den Großstädten, sondern in kleinen Kommunen im ländlichen Westfalen. Und eine davon ist Oer-Erkenschwick.

Warum gerade Oer-Erkenschwick?

hat knapp 27.000 Einwohner - keine Großstadt, keine Universitätsstadt, kein Industriezentrum mit internationalen Arbeitskräften. Die Gemeinde liegt im Kreis Recklinghausen, zwischen Marl und Herten, und ist geprägt von Einfamilienhäusern, kleinen Gewerbebetrieben und einer starken Heimatverbundenheit. Im Jahr 2025 lag der Ausländeranteil bei nur 5,2 %. Das ist weniger als die Hälfte des NRW-Durchschnitts von 11,8 % und weit unter dem Landesdurchschnitt für Kommunen mit ähnlicher Größe.

Warum ist das so? Es liegt nicht an fehlender Offenheit. Es liegt an Struktur. Oer-Erkenschwick hat nie große Unternehmen angezogen, die aus dem Ausland Mitarbeiter rekrutieren. Es gibt keine internationalen Hochschulen, keine Flüchtlingsunterkünfte der letzten Jahre, keine ethnischen Clustereinrichtungen. Die meisten Menschen hier sind seit Generationen ansässig. Die Familien stammen aus dem Ruhrgebiet, aus Westfalen, aus dem Münsterland - und nicht aus Syrien, der Türkei, Polen oder Vietnam.

Wie vergleicht sich Oer-Erkenschwick mit anderen Gemeinden?

Die niedrigsten Ausländerquoten in NRW finden sich nicht im Sauerland oder im Eifelgebiet, sondern in Kommunen mit geringer wirtschaftlicher Dynamik und geringer Anziehungskraft für Zuwanderung. Neben Oer-Erkenschwick gehören dazu:

  • Büren (Westfalen) - 4,9 %
  • Wadersloh - 5,1 %
  • Neuenkirchen (Kreis Steinfurt) - 5,3 %
  • Bad Driburg - 5,7 %

Dagegen liegt der Ausländeranteil in Bochum bei 21,4 %, in Duisburg bei 25,6 % und in Köln sogar bei 29,1 %. Die Unterschiede sind nicht zufällig. Wo es Jobs gibt, wo es Wohnraum gibt, wo es Netzwerke gibt - da zieht es Menschen aus dem Ausland hin. Oer-Erkenschwick hat keine dieser Anziehungskräfte. Es hat keine großen Firmen mit ausländischen Tochtergesellschaften, keine internationale Logistikbranche, keine Sprachkurse für Flüchtlinge. Es hat Schulen, einen Supermarkt, einen Fußballverein und eine Kirche. Und das reicht den meisten hier.

Innenaufnahme eines Gemeindesaals mit älteren Einwohnern bei Kaffee und Karten, traditionelle Einrichtung.

Was sagt die Statistik wirklich?

Die Landesbehörde für Statistik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) veröffentlicht jedes Jahr detaillierte Daten zur Bevölkerungsstruktur. Laut der neuesten Auswertung (Stand: Dezember 2025) haben 14 von 396 Kommunen in NRW einen Ausländeranteil unter 6 %. Oer-Erkenschwick ist die einzige Gemeinde im Kreis Recklinghausen mit einer Quote unter 6 %. Alle anderen - selbst kleine Dörfer wie Herten-Steinbeck oder Wanne-Eickel - liegen bei 8 bis 10 %.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Erstens: Die Migration nach Oer-Erkenschwick erfolgt fast ausschließlich über Ehe- oder Familienzusammenführung. Es gibt kaum neue Zuwanderer, die hierher kommen, um zu arbeiten oder zu studieren. Zweitens: Die Immobilienpreise sind zu niedrig, um Investoren aus dem Ausland anzulocken. Drittens: Es gibt keine Sprachförderprogramme oder Integrationsbeauftragte - weil sie einfach nicht gebraucht werden.

Wie leben die Menschen hier mit dieser Struktur?

Viele Einwohner fühlen sich wohl damit. Sie schätzen die Ruhe, die Sicherheit, die Vertrautheit. Kinder wachsen mit den gleichen Nachbarn auf wie ihre Eltern. Die Schule hat 18 Klassen - alle mit deutschen Kindern. Der Sportverein hat 800 Mitglieder - alle mit deutschen Namen. Die Kirche feiert Weihnachten mit Liedern, die seit 1920 gesungen werden.

Aber es gibt auch Kritik. Einige junge Leute sagen: „Wir brauchen mehr Vielfalt. Sonst wird es langweilig.“ Andere bemerken, dass es kaum noch Ärzte mit ausländischem Hintergrund gibt, die in der Praxis arbeiten - weil niemand hierher zieht. Und manche Eltern fragen sich: „Wird mein Kind je jemanden kennenlernen, der nicht aus dem Ruhrgebiet kommt?“

Die Gemeindeverwaltung hat sich bisher bewusst zurückgehalten. Keine Werbekampagnen für Zuwanderung. Keine Förderung von internationalen Projekten. Keine neuen Wohnungen für Flüchtlinge. Es ist kein Verbot - es ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die nicht von oben kommt, sondern von unten. Von Menschen, die hier geboren wurden und hier bleiben wollen.

Karte von Nordrhein-Westfalen mit einem kleinen, abgelegenen Punkt für Oer-Erkenschwick, symbolisch isoliert von Großstädten.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Die Bevölkerung in Oer-Erkenschwick altert. Die Geburtenrate liegt bei 1,2 Kindern pro Frau - deutlich unter dem deutschen Durchschnitt. Die jungen Leute ziehen nach Münster, nach Bielefeld, nach Köln. Und wer bleibt, ist oft älter. In 20 Jahren könnte die Gemeinde 20 % weniger Einwohner haben. Und wenn niemand neu dazukommt, wird der Ausländeranteil nicht steigen - er bleibt einfach niedrig.

Doch das ist kein Defizit. Das ist eine Realität. Oer-Erkenschwick ist kein Musterbeispiel für Integration - es ist ein Musterbeispiel für Beständigkeit. Es zeigt, dass es in Deutschland noch Orte gibt, die nicht von Globalisierung, Migration oder Multikulturalität geprägt sind. Und das ist nicht schlecht. Es ist einfach anders.

Warum ist das wichtig zu wissen?

Weil viele glauben, Deutschland sei eine Einwanderungsgesellschaft - und das stimmt auch. Aber nicht überall. Nicht in jedem Dorf. Nicht in jeder Kommune. Oer-Erkenschwick ist ein Spiegelbild der Vielfalt innerhalb der Vielfalt. Es zeigt, dass Integration nicht überall stattfindet - und das ist auch in Ordnung. Es gibt kein „richtiges“ Deutschland. Es gibt viele Deutsche. Und Oer-Erkenschwick ist eine davon.

Wer sucht, wo die wenigsten Ausländer wohnen - der findet sie hier. Nicht weil sie ausgeschlossen wurden. Sondern weil sie nie kamen. Und das ist vielleicht die stillere, aber nicht weniger echte Form von Heimat.

Warum hat Oer-Erkenschwick so wenig Ausländer?

Oer-Erkenschwick hat kaum große Unternehmen, Hochschulen oder Flüchtlingsunterkünfte, die Zuwanderung anziehen. Die Wirtschaft ist lokal geprägt, die Immobilienpreise niedrig, und es gibt keine gezielten Integrationsprogramme. Die meisten Einwohner sind seit Generationen ansässig, was zu einer homogenen Bevölkerungsstruktur führt.

Ist der Ausländeranteil in Oer-Erkenschwick gesetzlich begrenzt?

Nein, es gibt keine gesetzliche Begrenzung. Die niedrige Zahl resultiert aus strukturellen Faktoren - wie geringer wirtschaftlicher Anziehungskraft und fehlenden Integrationsinfrastrukturen - nicht aus politischen Vorgaben. Die Gemeinde fördert keine Zuwanderung, aber sie verbietet sie auch nicht.

Wie vergleicht sich Oer-Erkenschwick mit anderen Kommunen in NRW?

Mit einem Ausländeranteil von 5,2 % gehört Oer-Erkenschwick zu den zehn Gemeinden mit dem niedrigsten Anteil in ganz Nordrhein-Westfalen. Nur Büren, Wadersloh und Neuenkirchen liegen noch niedriger. Im Vergleich dazu haben Großstädte wie Duisburg oder Köln mehr als 25 % Ausländer.

Wird sich die Bevölkerungsstruktur in Zukunft ändern?

Wahrscheinlich nicht stark. Die Geburtenrate ist niedrig, junge Menschen ziehen ab, und es gibt kaum Anreize für neue Zuwanderer. Ohne gezielte politische oder wirtschaftliche Veränderungen wird sich der Ausländeranteil kaum erhöhen - er bleibt stabil niedrig.

Gibt es Kritik an dieser Entwicklung?

Ja, einige junge Einwohner finden die Gesellschaft zu homogen und wünschen sich mehr Vielfalt. Auch der Mangel an ausländischen Fachkräften, etwa im Gesundheitswesen, wird als Problem gesehen. Aber die Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert die aktuelle Struktur als Teil der lokalen Identität.

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