Welches Englisch lernt man in der Schule in Nordrhein-Westfalen?

Welches Englisch lernt man in der Schule in Nordrhein-Westfalen?

Wenn du in Nordrhein-Westfalen zur Schule gehst, lernst du nicht einfach nur Vokabeln und Grammatik. Du lernst Englisch, wie es wirklich gebraucht wird - für den Alltag, für die Zukunft und für den globalen Austausch. Aber was genau steht im Lehrplan? Welche Themen kommen in welcher Klasse dran? Und warum ist das Englisch, das du in NRW lernst, anders als in Bayern oder Berlin?

Der Lehrplan für Englisch in NRW: Struktur und Ziele

In Nordrhein-Westfalen richtet sich der Englischunterricht nach dem Bildungsplan 2023, der für alle weiterführenden Schulen gilt - also Gymnasien, Gesamtschulen und Realschulen. Der Fokus liegt nicht auf Auswendiglernen von Regeln, sondern auf Kommunikation. Du sollst Englisch nicht nur verstehen, sondern auch sprechen, schreiben und hören - wie in einem echten Sprachraum.

Die vier Kernkompetenzen sind klar definiert: Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben. In jeder Klasse werden diese gleichmäßig trainiert. Kein Lehrer darf nur Grammatik üben und dann vergessen, dass man auch reden muss. Das ist kein Nebenschauplatz - das ist das Ziel.

Ab Klasse 5 beginnt der Unterricht mit einfachen Alltagsthemen: Vorstellen, Familie, Schule, Freizeit, Essen, Wetter. Das klingt banal, aber das ist bewusst so. Wer erst mal sagen kann, „I like pizza“ oder „My brother plays football“, hat schon einen ersten Schritt gemacht. Der Aufbau ist schrittweise - von der Grundlage bis zur komplexen Argumentation.

Was lernt man in welcher Klasse?

Der Lehrplan ist nicht willkürlich. Er baut aufeinander auf. Hier ein Überblick, was wirklich dran kommt - nicht was in alten Büchern steht, sondern was heute im Unterricht passiert.

  • Klasse 5-6: Einfache Sätze, Gegenwart, Vergangenheit, Alltagsvokabeln. Du schreibst Postkarten, hörst kurze Dialoge und spielst Rollenspiele - zum Beispiel im Supermarkt oder am Bahnhof.
  • Klasse 7-8: Jetzt geht’s um Persönliches: Hobbys, Reisen, Zukunftspläne. Du lernst, dich über Filme, Musik oder soziale Medien auszutauschen. Es gibt erste Texte aus echten Kinderbüchern oder Zeitungsartikeln.
  • Klasse 9-10: Themen werden ernster: Umwelt, Technik, Gesundheit, Medien. Du analysierst Werbung, schreibst Briefe an Jugendzeitschriften, hältst kurze Präsentationen. Die Grammatik wird komplexer: Konjunktiv II, Passiv, Zeitformen im Überblick.
  • Gymnasium (EF-Q2): Jetzt geht’s um kritische Auseinandersetzung. Du diskutierst über Klimawandel, Migration, digitale Identität oder die Rolle der USA in der Welt. Du liest Originaltexte von Autoren wie J.K. Rowling, Roald Dahl oder sogar Nachrichten von BBC oder The Guardian.

Keine Klasse bleibt bei „I am happy“. Jede Stufe fordert mehr - nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich. In der Oberstufe schreibst du nicht mehr nur einen Aufsatz über „My Holiday“. Du schreibst eine Stellungnahme zu „Should schools ban smartphones?“ - und musst das mit Belegen aus Texten oder Studien begründen.

Warum ist das Englisch in NRW so praktisch?

Andere Bundesländer konzentrieren sich oft auf schriftliche Prüfungen. In NRW ist das anders. Die Abschlussprüfungen (z. B. die Abschlussprüfung am Ende der Klasse 10) enthalten einen großen mündlichen Teil. Du musst dich mit dem Prüfer unterhalten - nicht nur auf Vorbereitungsthemen, sondern auch zu unerwarteten Fragen. Das ist kein Trick, das ist echtes Sprachvermögen.

Und es hat einen Grund: Die meisten Jobs in NRW, egal ob in der Industrie, im Handel oder in der Verwaltung, verlangen heute Englisch. Ein Techniker in Leverkusen muss sich mit Kollegen in den USA austauschen. Eine Kauffrau in Düsseldorf liest E-Mails von Kunden in London. Ein Lehrer in Köln braucht englische Unterrichtsmaterialien. Das Englisch, das du lernst, ist kein Schul-Englisch - es ist Arbeits-Englisch.

Die Schulen in NRW arbeiten auch mit echten Partnern zusammen: Austauschprogramme mit Schulen in England, Irland, Kanada oder den USA. Viele Schüler verbringen ein paar Wochen im Ausland - und das ist kein Urlaub, das ist Lernen. Du wirst nicht nur besser in Englisch, du lernst, wie man sich in einer fremden Kultur zurechtfindet.

Schülerin hält eine Präsentation über Smartphones im Unterricht.

Was wird nicht gelehrt - und warum?

Manche denken, man müsste amerikanisches oder britisches Englisch lernen. In NRW wird das nicht getrennt. Du lernst internationales Englisch - also die Form, die weltweit verstanden wird. Das bedeutet: Du hörst Akzente aus Indien, Singapur, Australien und den USA. Du lernst, dass „lift“ und „elevator“ dasselbe bedeuten, aber in unterschiedlichen Regionen verwendet werden.

Was du nicht lernst: alte, veraltete Ausdrücke wie „thou“ oder „hast thou“. Was du nicht lernst: Dialekte wie Scouse oder Geordie - das wäre überfordert. Was du nicht lernst: Slang aus TikTok-Videos. Das ist nicht Teil des Lehrplans. Es geht nicht um Trends, sondern um Verständigung.

Und nein, du lernst nicht nur „Standard English“. Du lernst, wie man sich klar, korrekt und höflich ausdrückt - egal ob im Bewerbungsgespräch, in einer Uni-Vorlesung oder in einem E-Mail-Wechsel mit einem internationalen Lieferanten.

Wie wird das geprüft - und was zählt wirklich?

Die Abschlussprüfung am Ende der Klasse 10 besteht aus drei Teilen:

  1. Schriftlich: Ein Text (z. B. ein Brief, eine Stellungnahme, ein Artikel) - 60 Minuten, max. 150 Wörter.
  2. Mündlich: Ein Gespräch mit zwei Prüfern - du ziehst ein Thema, bereitest dich 15 Minuten vor und sprichst dann 8-10 Minuten.
  3. Hören: Du hörst ein Interview, eine Nachricht oder einen Dialog und beantwortest Fragen dazu - meistens mit Multiple Choice oder kurzen Antworten.

Die Note setzt sich nicht nur aus der letzten Prüfung zusammen. Der ganze Jahresverlauf zählt: deine Mitarbeit, deine Projekte, deine Präsentationen. Wer nur in der Prüfung aufpasst, schafft es nicht. Wer regelmäßig spricht, auch wenn er sich verschluckt, bekommt bessere Noten.

Und das ist der Unterschied zu vielen anderen Ländern: In NRW wird Englisch nicht als „Fach“ behandelt, das man abhakt. Es wird als Werkzeug gesehen - wie ein Hammer oder ein Laptop. Du brauchst es, um zu arbeiten, zu lernen, zu leben.

Junger Berufstätiger spricht mit internationalen Kollegen per Video.

Was kommt danach? Englisch im Beruf und Studium

Wenn du nach der Schule ins Studium gehst - egal ob Medizin, Ingenieurwesen oder Jura - wirst du englische Fachtexte lesen müssen. Die meisten wissenschaftlichen Artikel, Bücher und Datenbanken sind auf Englisch. In NRW lernst du früh, wie man wissenschaftliche Texte strukturiert liest: Hauptargumente finden, Fachbegriffe verstehen, Zusammenfassungen schreiben.

Und im Beruf? Fast alle großen Unternehmen in NRW - von Bosch über Bayer bis hin zu SAP - arbeiten international. Wer Englisch nur auf Schulniveau kann, bleibt hinter. Wer es sicher beherrscht, bekommt Chancen: Auslandsaufenthalte, Projekte mit internationalen Teams, Beförderungen.

Ein Beispiel: Ein Schüler aus Essen macht ein Praktikum bei einem Automobilzulieferer. Sein Team besteht aus Polen, Tschechen und Japanern. Die Kommunikation läuft auf Englisch. Wer im Unterricht nur Vokabeln auswendig gelernt hat, bleibt stumm. Wer gelernt hat, Fragen zu stellen, Ideen zu erklären und Missverständnisse zu klären - der wird gebraucht.

Was kannst du tun, um besser zu werden?

Der Lehrplan ist gut - aber er reicht nicht, wenn du wirklich gut werden willst. Hier sind drei Dinge, die du jetzt tun kannst:

  • Schau dir Serien an - ohne Untertitel. Fang mit einfachen Serien an wie „Friends“ oder „Stranger Things“. Hör auf, wie die Sätze gebaut sind. Wiederhole sie laut.
  • Schreib ein Tagebuch auf Englisch. Nicht perfekt. Nicht korrekt. Nur: Was hast du heute gemacht? Was hast du gedacht? Das ist der einfachste Weg, um zu schreiben - ohne Druck.
  • Such dir einen Austauschpartner. Es gibt Apps wie Tandem oder HelloTalk. Du hilfst jemandem mit Deutsch, er hilft dir mit Englisch. Einmal pro Woche 20 Minuten - und du wirst überrascht sein, wie schnell du dich verbesserst.

Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, verstanden zu werden. Und das lernst du nicht nur in der Schule - du lernst es, wenn du es benutzt.

Lernt man in NRW amerikanisches oder britisches Englisch?

In Nordrhein-Westfalen lernt man kein spezifisches Varianten-Englisch - weder amerikanisch noch britisch. Der Unterricht konzentriert sich auf internationales Englisch, das weltweit verstanden wird. Das bedeutet: Du hörst verschiedene Akzente, lernst unterschiedliche Schreibweisen (z. B. „color“ vs. „colour“) und verstehst, dass es nicht um „richtig“ oder „falsch“ geht, sondern um klare Kommunikation. Lehrbücher und Prüfungen verwenden meist eine neutrale Form, die in Schulbüchern und Medien wie BBC Learning English oder CNN Student News üblich ist.

Gibt es Unterschiede zwischen Gymnasium und Realschule im Englischunterricht?

Ja, aber nicht in der Grundstruktur. Beide Schulformen folgen demselben Bildungsplan. Der Unterschied liegt im Tempo und in der Tiefe. Auf dem Gymnasium wird schneller fortgeschritten, die Texte sind komplexer, die Themen tiefergehend - besonders in der Oberstufe. An der Realschule wird mehr Wert auf praktische Anwendung gelegt: z. B. Bewerbungsschreiben, Alltagsgespräche, einfache Präsentationen. Beide Abschlüsse bereiten auf den Alltag vor - nur mit unterschiedlichem Fokus.

Wie oft wird Englisch in der Schule unterrichtet?

In den Klassen 5 bis 10 gibt es in der Regel vier bis fünf Englischstunden pro Woche. Auf dem Gymnasium bleibt das bis zur Q2 so. An Realschulen kann es in den höheren Klassen auf drei Stunden sinken, aber nur, wenn die Schule das aus organisatorischen Gründen anpasst - der Bildungsplan verlangt mindestens drei Stunden. Die meisten Schulen halten sich an die Vorgabe von vier Stunden, weil sie wissen: Sprache braucht Übung.

Wird auch Grammatik gelehrt?

Natürlich - aber nicht isoliert. Grammatik wird immer im Kontext gelehrt. Du lernst nicht „Past Simple“ aus einer Tabelle, sondern, indem du einen Brief über deinen letzten Urlaub schreibst. Du entdeckst die Regeln, indem du sie brauchst. Das macht sie leichter zu merken. In der Oberstufe wird Grammatik dann systematisch wiederholt - aber immer mit Bezug zu echten Texten und Diskussionen.

Was passiert, wenn man in der 5. Klasse kein Englisch kann?

In NRW gibt es Förderprogramme für Schüler, die Schwierigkeiten haben. Viele Schulen bieten zusätzliche Sprachförderkurse an - oft in kleinen Gruppen. Es gibt auch digitale Lernplattformen wie „LingQ“ oder „Duolingo for Schools“, die die Lehrer nutzen. Wer in Klasse 5 noch nicht gut ist, bekommt Hilfe - nicht weil er „schlecht“ ist, sondern weil Englisch ein Schlüssel ist, den man nicht verpassen darf. Niemand bleibt zurück, weil er zu spät anfängt.

Englisch in NRW ist kein Fach, das man abhakt. Es ist eine Brücke - zu anderen Menschen, zu Wissen, zu Chancen. Wer es lernt, lernt nicht nur eine Sprache. Wer es lernt, lernt, wie man in der Welt zurechtkommt.

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