Medikamente für den Urlaub: Was gehört in die Reiseapotheke?

Medikamente für den Urlaub: Was gehört in die Reiseapotheke?

Unangenehme Überraschungen im Urlaub? Während andere am Strand chillen oder Städte erkunden, ruinieren Magenprobleme, Sonnenbrand oder fiese Kopfschmerzen oft die schönsten Tage. Wer vorbereitet verreist, kann sich einige dieser Erlebnisse sparen – mit einer gut gepackten Reiseapotheke. Interessant: Laut der Deutschen Apotheker Zeitung landen jährlich etwa 20 Millionen Deutsche im Ausland beim Arzt – meistens wegen Kleinigkeiten, die eine kleine Notfallapotheke locker abgedeckt hätte. Doch welche Medikamente braucht man wirklich? Mit etwas Vorbereitung bleibt mehr Zeit für Meerblick statt Wartezimmer.

Die wichtigsten Basics für jede Reiseapotheke

Du glaubst vielleicht, ein paar Pflaster reichen? Weit gefehlt! Damit bist du für kurze Wanderungen vielleicht ausgerüstet, aber was ist mit Durchfall, Sonnenstich oder schmerzhafter Blase? Die Basis jeder Reiseapotheke sieht so aus: Schmerzmittel (wie Ibuprofen oder Paracetamol), Mittel gegen Durchfall und Übelkeit, Verbandsmaterial, Desinfektionsspray, Pflaster, Wundsalbe, Fieberthermometer und Pinzette. Hinzu kommen Medikamente, die du regelmäßig einnimmst – die gehören ganz oben auf die Packliste. Gerade bei längeren Fernreisen sollte man mindestens zwei Wochen Reserve mitnehmen.

Wer sich nicht sicher ist, was aus der eigenen Hausapotheke wirklich mit in den Koffer muss, kann seinen Hausarzt fragen oder einen Blick in offizielle Empfehlungen werfen. Spezielle Apps wie der ADAC Medikamentenratgeber liefern passende Checklisten. Ein spannender Fakt: In tropischen Ländern sind auch einfache Medikamente plötzlich schwer zu bekommen. Ein banales Mittel wie Nasenspray kostet in Thailand schnell das Dreifache.

Viele unterschätzen kleine, aber super-nützliche Extras: Eine Splitterpinzette, sterile Kompressen, Blasenpflaster und ein paar Einmalhandschuhe kosten kaum Platz, aber können so richtig Gold wert sein. Wenn man unterwegs Kontaktlinsen trägt, sollte zusätzlich Kochsalzlösung und ein Ersatzpaar mit.

Tabletten gegen Reiseübelkeit retten den Tag beim Bootstrip oder der langen Busfahrt im Gebirge. Gerade bei Familien mit Kindern oder empfindlichem Magen lieber einmal zu viel als zu wenig einpacken. Einen QR-Code zum Impfausweis und zu wichtigen Notfalldaten kann man auf Papier und als Handyfoto dabei haben.

Reiseziele und individuelle Risiken: Weniger ist nicht immer mehr

Der perfekte Medikamentenmix hängt vom Reiseziel ab. Bleibst du in Europa oder düst du nach Südamerika? Wer in der EU bleibt, kann beruhigt sein: Viele Mittel bekommt man (meist günstiger) zur Not vor Ort. Ganz anders sieht’s außerhalb Europas aus. In Asien oder Afrika müssen auch spezielle Medikamente ins Gepäck – darunter Malariaprophylaxe (wie Malarone oder Doxycyclin), Elektrolytpulver gegen Dehydration und je nach Ziel Tollwut- und Typhusimpfstoffe zur Vorbeugung.

Besondere Risiken gibt’s nicht nur am Amazonas. Auch Mittelmeer-Länder überraschen: In Süditalien oder Griechenland sorgt der Tiger-Moskito regelmäßig für Dengue-Ausbrüche. Dagegen hilft vor allem: geniales Insektenschutzmittel, Mückennetz und im Notfall Fieber-senkende Medikamente.

Die Höhenlage spielt auch eine Rolle. Wer in die Alpen will, sollte auf Medikamente gegen Höhenkrankheit (z.B. Acetazolamid) achten. Allergiker sollten nicht vergessen: Ein Antihistaminikum muss mit, und zwar griffbereit. Ansonsten kann ganz schnell ein Asthmaspray oder ein Notfallset mit Adrenalin-Pen fehlen – und das wird in abgelegenen Bergdörfern schwer zu beschaffen.

Für Kinder sieht die Liste wieder anders aus: Neben Fieberzäpfchen oder -saft gehört auch etwas gegen Durchfall, Wund- und Heilsalbe, ein Jodpräparat (für Schnittwunden am Strand) und unbedingt ein Mückenschutz speziell für Kids in die Tasche. Manchmal hilft die kleine bunte Wärmflasche – sie ist zwar kein Medikament, aber wirkt Wunder bei Bauchweh.

Einen wichtigen Rat von Reisemedizinern: Medikamente sollten im Handgepäck transportiert werden, falls der Koffer verloren geht. Am Gate in Frankfurt trifft man manchmal auf Reisende, die in letzter Minute ihre Tabletten rausfischen, weil sie das vergessen hatten. Deshalb: lieber in ein durchsichtiges Zip-Beutelchen und immer griffbereit.

Besondere Gruppen: Schwangere, chronisch Kranke und Kinder

Besondere Gruppen: Schwangere, chronisch Kranke und Kinder

Wenn du schwanger bist oder regelmäßig Medikamente einnimmst, wird die Reisevorbereitung etwas komplexer. Während manche Tabletten wie Ibuprofen in der Schwangerschaft gar nicht gehen, landen andere (wie Paracetamol) ganz oben auf der Empfehlungsliste. Auch Mittel gegen Verstopfung oder Erkältung sind oft nur in niedrigen Dosierungen erlaubt. Es lohnt sich, den behandelnden Arzt rechtzeitig zu fragen.

Chronisch Kranke müssen sich auf mögliche Zeitverschiebungen und besondere Lagerbedingungen einstellen. Insulin zum Beispiel darf nicht warm gelagert werden. Wer einen Diabetiker-Ausweis oder einen Allergiepass hat, sollte diesen übersetzt mitnehmen. Ein spannender Tipp: Für viele Länder gibt es auf der Homepage des Auswärtigen Amts Übersetzungen für Krankheitsbilder und Medikamentennamen. Damit versteht notfalls auch der Taxifahrer auf Bali, was "Hypoglykämie" bedeutet.

Für Kinder sehen die Vorschriften noch strenger aus – Fiebersäfte dürfen nicht offen im Koffer transportiert werden, einige klassische Medikamente (wie Nasenspray) sind in Ländern wie Japan gar nicht erlaubt. Deshalb sollte man sich die erlaubten Inhaltsstoffe vorab anschauen, sonst nimmt der Zoll die Lieblingsnasentropfen gleich bei der Einreise ab.

Wer mit Babys verreist, muss neben Temperaturmessern und Zäpfchen auch auf Sonnenschutzmittel für empfindliche Haut achten. Selbst in Schweden kann die Sonne für Neugeborene gefährlich werden. Ein weiteres Must-have: Eine Liste mit den Namen der Medikamente, damit notfalls die Filiale vor Ort das richtige Mittel herausfinden kann.

Und Achtung: Manche Tabletten sehen im Ausland verdächtig aus, etwa starke Schmerzmittel. Wer auf Nummer Sicher gehen will, nimmt ein ärztliches Attest (am besten gleich zweisprachig) mit. Das kommt im Notfall besser an als wilde Gesten an der Grenze.

Medikamente im Ausland kaufen: Chancen, Risiken und echte Überraschungen

Schnell ein Rezept in der Landapotheke holen? Klingt einfach, ist aber oft teurer und manchmal sogar gefährlich. In Ländern wie den USA oder Australien kosten Medikamente teilweise viermal mehr als in Deutschland. Ein bekanntes Beispiel: Ibuprofen kostet in den USA gern mal 10 Dollar für eine kleine Packung.

Trotzdem gibt es eine Überraschung: Manche Medikamente sind etwa in Spanien oder der Türkei frei verkäuflich, für die man in Deutschland ein Rezept bräuchte. Wer auf eigene Faust ein Antibiotikum kauft, sollte aber wissen: Viele Fälschungen im Ausland sehen aus wie das echte Medikament und wirken null. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 10% aller Medikamente in sogenannten Schwellen- und Entwicklungsländern gefälscht sind.

Deshalb sollte man niemals auf Märkten oder aus dubiosen Quellen kaufen – lieber zur offiziellen Apotheke gehen, den Beipackzettel genau prüfen (Englisch als Zweitsprache hilft extrem!) und auf originalverpackte Ware achten.

Für spezielle Medikamente wie Malariaprophylaxe oder Herztabletten empfiehlt es sich sogar, vorab mit der deutschen Krankenkasse oder dem Arzt zu sprechen. Einige Kassen erstatten die Kosten, wenn man nachweisen kann, dass ein bestimmtes Medikament im Urlaubsland nicht erhältlich oder unverschämt teuer ist. Ein Funfact: In Japan werden manchmal Nasensprays bei der Einreise konfisziert, weil die Inhaltsstoffe nicht erlaubt sind – und schon hat man ein echtes Problem.

Wer plant, in abgelegene Regionen zu reisen, sollte über Satelliten-gestützte Telemedizin-Apps nachdenken. Sie helfen, im Notfall schnell an seriöse medizinische Infos zu kommen, falls die örtliche Versorgung dünn ist.

Land/ReisezielWichtige MedikamenteBedarf spezieller Dokumente?Preise im Vergleich zu DE
USASchmerzmittel, Allergiemittel, Rezepte für viele Präparate nötigTeilweise jaMeist deutlich teurer
ThailandDurchfallmittel, Elektrolyte, InsektenschutzSelten, frei verkäuflichManches günstiger, Standards oft teurer
ItalienSonnenbrandmittel, Anti-MoskitoNeinLeicht teurer/günstiger, kaum Unterschiede
GriechenlandMückenschutz, FiebermedikamenteNeinLeicht günstiger
BrasilienMalariaprophylaxe, Insektenschutz, ElektrolyteFür Psychopharmaka jaSpez. Mittel teurer
Was du bei Medikamenten im Handgepäck und Zoll unbedingt beachten solltest

Was du bei Medikamenten im Handgepäck und Zoll unbedingt beachten solltest

Flugreisen und Medikamente – da lauern Tücken. Zum Beispiel dürfen Flüssigkeiten nur bis 100ml ins Handgepäck. Wer Nasenspray, Fiebersaft oder Salben mitnehmen will, sollte sie in Mini-Flaschen abfüllen. Tabletten macht das nicht aus, aber Säfte und Fläschchen gehören in einen wiederverschließbaren Beutel. Spezial-Regeln gelten für Spritzen oder Insulin: Hier ist ein Attest des Arztes Pflicht.

Bei der Kontrolle stößt du schnell auf neugierige Nachfragen – deshalb immer Packung und Beipackzettel griffbereit halten. Wer mit starken Schmerzmitteln oder Psychopharmaka reist (wie Ritalin, Opiate oder bestimmte Beruhigungsmittel), braucht eine sogenannte Schengen-Bescheinigung. Die gibt es beim behandelnden Arzt und beweist, dass die Medikamente medizinisch notwendig sind. Ohne dieses Papier kann der Zoll schnell sauer werden – und konfisziert dir das Zeug, noch bevor du die Wartehalle verlässt.

Im Zielland angekommen, stellt sich oft heraus: Medikamente können Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Licht nicht leiden. Achte also darauf, sie möglichst kühl und trocken zu lagern. Im Wüstencamp helfen diese Tipps wenig – da bleibt oft nur ein Tuch zum Abdecken und der Schlafsack als „Kältetasche“.

Du bist mit dem Auto unterwegs? Dann lohnt eine Kühltasche für empfindliche Medikamente. Im Campervan werden Tabletten oft weich – deshalb: alles einzeln und sicher verpacken. Viele Reisende schwören auf Silikonhüllen und kleine Thermometer fürs Gepäck, damit die Temperatur stets im grünen Bereich bleibt.

Und noch ein Geheimtrick zum Abschluss: Druckbandagen und Fliegenklatsche passen zwar nicht ins Medikamenten-Regal, aber in jede Reiseapotheke. Gerade bei Fernreisen kann schon eine kleine Bänderschwäche oder ein Insektenangriff dem Urlaub einen Dämpfer verpassen. Wer vorbereitet ist, kann sich getrost zurücklehnen – und hat, falls doch mal was passiert, noch genug Zeit für all die guten Dinge, die der Urlaub bereithält.

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