Das Rheinland, eine historisch geprägte Region im Westen Deutschlands, die sich entlang des Rheins von der niederländischen Grenze bis nach Koblenz erstreckt. Auch bekannt als Rheinprovinz, war es lange Zeit das wirtschaftliche und kulturelle Herzstück Preußens und später ein Schlüsselgebiet bei der Neugestaltung Deutschlands nach 1945. Es ist kein einfacher Landstrich – es ist ein Schmelztiegel aus Industrie, Migration und Sprache, der bis heute spürbar ist.
Was viele nicht wissen: Nordrhein-Westfalen, das heutige Bundesland mit über 18 Millionen Einwohnern, entstand 1946 aus der Verschmelzung des Rheinlands und Westfalens unter britischer Besatzung. Die Briten wollten eine starke, wirtschaftlich tragfähige Region schaffen – und taten es mit einem klaren Plan: Sie nahmen die Kohle- und Stahlregionen am Rhein, verbanden sie mit den ländlichen Gebieten Westfalens und schufen so etwas ganz Neues. Diese Entscheidung hat die Demografie, die Sprache und sogar die Identität der Menschen hier verändert. In Oer-Erkenschwick, mitten in diesem neu geschaffenen Land, leben heute mehr Menschen mit türkischem Migrationshintergrund als in fast jeder anderen Stadt NRWs – ein direktes Ergebnis der industriellen Nachkriegszeit, als Arbeitskräfte aus dem Süden und Osten Europas hergezogen wurden. Und nein, das ist kein Zufall. Es ist Geschichte, die bis heute lebt.
Hochdeutsch, die Standardsprache, die in Schulen, Behörden und Medien gesprochen wird, hat ihre Wurzeln im Rheinland. Nicht in Berlin, nicht in München – sondern hier. Die Sprache, die wir heute als "rein" bezeichnen, wurde im 19. Jahrhundert von Schriftstellern und Lehrern aus dem Rheinland und Westfalen entwickelt – klar, verständlich, ohne starke Dialektspuren. Noch heute sprechen viele Menschen in Oer-Erkenschwick oder Recklinghausen eine Form von Deutsch, die fast perfekt dem Standard entspricht. Und wer hätte gedacht, dass eine Schauspielerin wie Laura Linney Deutsch fließend spricht, weil ihre Mutter aus genau diesem Gebiet kommt? Das ist kein Zufall. Das ist das Erbe des Rheinlands.
Die Geschichte hier ist nicht nur in Museen zu finden. Sie ist in den Straßen, in den Familien, in den Kirchen und in den Fabrikhallen, die heute zu Wohnungen umgebaut wurden. Sie ist in den türkischen Bäckereien, die seit den 70er-Jahren den Stadtteil prägen, und in den alten Bergarbeiterhäusern, die noch immer stehen. Wer das Rheinland versteht, versteht auch, warum Nordrhein-Westfalen heute so ist, wie es ist – vielfältig, industriell, aber auch tief verwurzelt in Traditionen, die man nicht einfach wegmachen kann.
In den folgenden Artikeln erfährst du, wie das Rheinland nach dem Krieg auseinanderfiel und neu zusammengefügt wurde, warum Oer-Erkenschwick zu einem der wichtigsten Zentren der türkischen Gemeinschaft in Deutschland wurde, und wie eine amerikanische Schauspielerin ihre Wurzeln hier entdeckte. Es geht nicht nur um Zahlen und Daten – es geht um Menschen, die hier lebten, arbeiteten und blieben. Und das ist die wahre Geschichte des Rheinlands.
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