Hochdeutsch: Was es wirklich bedeutet und warum es in Oer-Erkenschwick anders klingt

Was du als Hochdeutsch, die standardisierte Form der deutschen Sprache, die in Schulen, Behörden und Medien verwendet wird. Auch bekannt als Standarddeutsch, ist sie der gemeinsame Nenner, den fast alle in Deutschland sprechen – aber kaum jemand wirklich so spricht, wie man es im Lehrbuch lernt. In Oer-Erkenschwick, wie in vielen Orten in Nordrhein-Westfalen, wird Hochdeutsch nicht als starres Regelwerk gesprochen. Es fließt in den Dialekt ein, verändert sich, nimmt lokale Wendungen an. Ein Kind hier sagt nicht nur "Ich gehe zur Schule", sondern vielleicht "Ich geh maal in de Schull" – und trotzdem versteht jeder. Das ist kein Fehler. Das ist Sprache in Aktion.

Hochdeutsch ist kein Naturphänomen. Es entstand im 16. Jahrhundert, als Drucker wie Martin Luther eine einheitliche Schriftsprache brauchten, um Bibeln zu verbreiten. Später wurde es zur Sprache der Bildung, der Armee, der Verwaltung. Doch in den Dörfern und Fabrikvierteln des Ruhrgebiets blieb der Dialekt lebendig. In Oer-Erkenschwick, wo viele Familien seit Generationen leben, hört man noch heute Spuren von Plattdeutsch, einer niederdeutschen Sprachform, die früher im Norden und Westen Deutschlands gesprochen wurde. Die Großeltern sprachen es, die Eltern verstanden es, die Kinder nutzen einzelne Wörter – oft ohne zu wissen, dass es kein "richtiges" Hochdeutsch ist. Und das ist okay. Denn Sprache lebt von Gebrauch, nicht von Regeln.

Die Verbindung zwischen Hochdeutsch und Dialekt zeigt sich auch bei den Menschen, die hierher kamen. Türkische Familien, die in den 60er Jahren als Gastarbeiter kamen, lernten Hochdeutsch, um zu arbeiten, zu kaufen, zu behandeln. Doch zu Hause blieb Türkisch. Heute sprechen viele Jugendliche einen Mix: Hochdeutsch mit türkischem Rhythmus, mit englischen Wörtern, mit rheinischen Ausdrücken. Das ist kein Verlust. Das ist Evolution. In Nordrhein-Westfalen ist Sprache kein Monument. Sie ist ein Fluss. Und in Oer-Erkenschwick fließt sie durch Straßen, Schulen, Küchen und Werkhallen – manchmal laut, manchmal leise, immer echt.

Was du in den Artikeln findest

Du wirst hier keine trockenen Grammatikregeln finden. Stattdessen entdeckst du, wie Sprache in dieser Stadt gelebt wird: von der Oma, die noch Platt sagt, über die Lehrerin, die Hochdeutsch lehrt, bis zu den Teenagern, die mit ihren Freunden einen neuen Mix sprechen. Es geht um Herkunft, Identität und den stillen Widerstand gegen die Idee, dass nur eine Art Deutsch "richtig" ist.

Wo wird das reinste Deutsch gesprochen? Die wahre Heimat der Standardsprache

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