Die Besatzungszonen Deutschland, die vier von den Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichteten Verwaltungsbereiche, bestimmten, wie das Land neu aufgebaut wurde – von der Politik bis zur Wirtschaft. Auch Oer-Erkenschwick und das gesamte Rheinland fielen in die britische Zone, was bis heute spürbar ist.
Die britische Zone umfasste nicht nur Nordrhein-Westfalen, sondern auch Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Sie war die wirtschaftlich stärkste der vier Zonen – und das lag nicht nur an den Kohlefeldern und Stahlwerken, sondern auch an der Art, wie die Briten mit den Menschen umgingen. Sie bauten nicht nur Straßen und Brücken wieder auf, sondern auch Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungen. Im Gegensatz zu den Franzosen im Südwesten oder den Amerikanern in Bayern setzten sie auf Zusammenarbeit statt auf Kontrolle. Das hat Oer-Erkenschwick und viele andere Städte im Rheinland geprägt: weniger Dogmatik, mehr Pragmatismus. Die Nordrhein-Westfalen, das 1946 aus der britischen Zone entstand, wurde damit nicht nur eine politische Neuschöpfung, sondern auch eine kulturelle Mischung aus Ruhrgebiet, Westfalen und Rheinland. Die Grenzen der Zonen wurden später zu Landesgrenzen – und das ist der Grund, warum Köln heute zu NRW gehört und nicht zu Hessen oder Rheinland-Pfalz.
Die anderen Zonen – amerikanisch, französisch und sowjetisch – hatten jeweils ihre eigenen Regeln. Die Amerikaner förderten die Demokratie, die Franzosen wollten den Rhein als Pufferzone, die Sowjets bauten eine Diktatur auf. Doch nur in der britischen Zone entstand eine Region, die Industrie und Gemeinschaft, Tradition und Neuanfang miteinander verband. In Oer-Erkenschwick hörte man bald Englisch auf den Straßen, weil britische Soldaten hier stationiert waren. Später kamen Arbeitsmigranten aus der Türkei – und auch das war eine Folge der Nachkriegszeit: Die Wirtschaft brauchte Arbeiter, und die Briten hatten bereits ein System für Arbeitsmigration aufgebaut. Alliierte Besatzung, ein Begriff, der heute oft als historische Fernsehserie wahrgenommen wird, war in Wirklichkeit eine lebendige, tägliche Realität, die das Leben von Millionen veränderte.
Du findest hier Artikel, die zeigen, wie diese Zeit bis heute wirkt – von der Entstehung von NRW über die Herkunft von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund bis hin zu den Sprachgewohnheiten, die in dieser Region entstanden. Warum sprechen viele hier so klar Deutsch? Warum hat Oer-Erkenschwick einen der höchsten Ausländeranteile in ganz Deutschland? Und warum ist Köln nicht die Hauptstadt von NRW? All das hat seine Wurzeln in den Besatzungszonen. Die Antworten liegen nicht in Lehrbüchern, sondern in den Straßen, Familien und Betrieben dieser Stadt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand Deutschland aus mehr als 20 verschiedenen Staaten und Zonen. Nordrhein-Westfalen entstand aus britischer Besatzungspolitik - hier erfahren Sie, wie viele Länder es gab und warum sie verschwanden.
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